Ein bisschen Spaß muss sein: Bizznizz-Frühstück? Ohne mich!

Wie ihr ja wisst, bin ich im echten Leben eine sehr erfolgreiche Bizznizz-Frau. Nicht. Aber zumindest die Anstrengung gibt es, irgendwie. Ich mache so Sachen. Und manchmal trage ich Blazer und gehe auf so Veranstaltungen. Blazer spreche ich aber Blatzer aus.

Nun, unter diesen Menschen, die denken, sie müssten andere Menschen davon überzeugen, dass sie wichtige Geschäfte machen, gibt es die Unsitte,  sich zu einem sog. Business-Frühstück zu treffen. Bitte, was sind das für Menschen, die sich zum Frühstück treffen, um über Arbeitszeugs zu reden? Nun, bisher mussten sie auf meine Gesellschaft verzichten.

Ich bin einfach kein Morgenmensch. War ich noch nie und werde ich niemals sein. Bis ca. 09:00 Uhr bin ich quasi hirntot, nur die lebenserhaltenden Aktivitäten des Körpers funktionieren.  Erst gegen ca. 10:00 Uhr setzt das Denken ein: „Wer bin ich? Ach, ja, ich bin eine Mutter, das war mein Kind, das ich gerade in den Kindergarten brachte. Das war doch der Kindergarten? Und warum liegt hier Stroh rum?“ Nach nur fünf Kaffee später, so gegen 11:00 Uhr fühle ich mich bereit, mich der Menschheit für Interaktion zur Verfügung zu stellen. Am besten, man fängt mit dem Wetter an: „Und? Wie findest du das Wetter heute?“

Nun, bislang manövrierte ich mich irgendwie an geistig fordernden Zusammentreffen vor 11:00 Uhr vorbei, aber dann ergab sich, dass Menschen, mit denen ich unbedingt sprechen wollte, sich ja unbedingt zu einem „Startup-Frühstück“ ankündigen mussten.

Ich habe schon länger Visionen und anstatt zum Arzt zu gehen, wie einst ein kluger Mensch empfahl, wollte ich unbedingt meine Ideen mit diesen Frühstücksmenschen besprechen. An dem Morgen hatte ich leider keine Zeit dazu, mein Gesicht abquellen zu lassen, ich ging einfach so hin. Um von den ballonartig aufgedunsenen Augen abzulenken, hatte ich großzügig Farbe auf die Lippen aufgetragen. Im Badezimmer bei uns leuchten so 2Watt Birnen, weswegen ich morgens experimentelle MakeUp-Kunst betreibe. Erst wenn ich im Innenspiegel des Autos einen müden Clown sehe, weiß ich, ich habe es wieder zu gut mit der Farbe gemeint.

Nun, der müde Clown macht sich also auf den Weg zu diesen frühmotivierten Menschen, kämpft sich fluchend und beleidigend durch die Staus von Düsseldorf bis nach Köln und kommt sogar aufgrund geschickter Fahrmanöver pünktlich an. Aber was ist das? Bestimmt 40 Menschen stehen da, völlig abgequollen, gut gelaunt Kaffee trinkend und sich unterhaltend. Was stimmt mit denen nicht? Es ist gerade mal 09:00 Uhr! Ich bahne mir den Weg frei zur Kaffee-Station und zapfe mir mein Lebenselixier ab, nehme mir den ersten Schluck, aaah, tut das gut!

Ich werfe einen Blick in die Runde, es sind die üblichen Verdächtigen da. Da kommt ein Kumpel auf mich zu. Er organisiert eine Veranstaltung, es gibt nur ein Problem, ein Referent hat abgesagt, ob ich nicht einspringen könne. Ich denke nicht lange nach, denn ich kann noch gar nicht denken, es ist vor 10:00 Uhr. „Ja, klar!“ höre ich mich sagen, „kein Problem!“ „Super!“ sagt der Kumpel! „Ich schicke dir heute Abend die Bestätigung.“

Meine Zusage kümmert mich nicht weiter, ich lausche andächtig den Worten der Referenten und stehe leider in der ersten Reihe. Ich gerate ungewollt in den Fokus eines Fotografen und wegen sehr langen Baucheinziehens  habe ich eine kurze Sauerstoffunterversorgung und mir wird schwindelig. Ich rette mich in einen Ausfallschritt, der kaum auffällt. Nur ein bisschen.

Später führe ich noch Gespräche, in denen ich mich als Koryphäe in vielen Bereichen präsentiere. Ich spreche über meine Visionen und im nachhinein denke ich, in den Augen der Gesprächspartner eine gewisse Skepsis gesehen zu haben. Vielleicht sollte ich doch zum Arzt gehen.

Spät am Abend, endlich zuhause, lese ich meine E-mails. Wie es aussieht, habe ich zugesagt, vor 400 Leuten einen Vortrag über unternehmerischen Erfolg zu halten.

Nie wieder werde ich an einem Business-Frühstück teilnehmen, das ist mir jetzt klar.

Hinterlasse einen Kommentar